Ich werde versuchen, meine grenzenlose Begeisterung etwas zu zügeln.
Diesen Duft habe ich erstmals im November 2011 erschnüffelt, als ich an einem Kurs für die Nassrasur mit Rasiermesser und Rasierhobel teilgenommen hatte.
Dieser Duft ist der Gentleman Duft des englischen Herrn. Er verkörpert für mich 3 englische Tugenden (Ich bitte um Nachsicht, wenn ich jetzt in ein Stereotyp verfalle).
-Höflichkeit – Wellington drängt sich nicht schrill auf.
-Fair Play – Wellington ist ein ehrlicher Duft aus natürlichen Ingredienzien
-Zurückhaltung – Wellington ist ein zurückhaltender Duft, der dem Stil verleiht, der ihn trägt.
Ich habe dann Trumpers Wellington im Regal stehen lassen und mir Taylors Sandalwood gekauft.
Ich werte das nicht als Fehler – nein – eher als ein Versäumnis.
Am 21. Februar 2012 hatte ich die Gelegenheit zu einem Kurztripp nach London. Mein direkter Weg vom Flughafen Heathrow führte zwangsweise ins Hotel in Soho, aber dann konnte ich es kaum erwarten nach Mayfair zu gelangen. Ich bekenne kleinlaut, dass ich erst Taylors aufsuchte und erst, sozusagen als Sahnehäubchen, zuletzt bei Geo. F. Trumper vorbeischaute. Nun durfte er endlich zu mir kommen dieser grossartige Gentleman Duft.

Ich gebe zu, ich habe Blenheim Bouquet von Penhaligon’s ebenfalls getestet, ich habe mir umgehend die Rasiercreme dazu gekauft – aber – das Wellington Cologne von Trumpers ist eine Spur analoger, echter, feiner, obwohl diese Blenheim-Bouquet-Düfte nahezu identisch sind.
Die Kopfnote explodiert förmlich in einer Agrumen-Orgie aus Orange, Bergamotte und Zitrone (diese jedoch nur ganz leicht und unaufdringlich). Gleich darauf erscheint ein würziger Rosmarin Duft.
Die Herznote ist leicht zu erahnen, vor allem die Rose. Sie verbindet sich harmonisch mit dem sehr leichtfüssig daherkommenden Moschus der Basisnote.
Wellington duftet insgesamt warm, würzig und leicht blumig – aber ein männliches Blumig – im Unterschied zu floral, dem ich eher ein weibliches Attribut zuschreibe. Zurück bleibt ein frisch zitrischer Duft mit ganz wenig Moschus.
Was mich an diesem Duft aufs Äusserste fasziniert, ist die Geburtsstunde. Ein Jahr nach Geschäftsgründung von Geo.F. Trumper in London, Leute; 1876. Stellt euch das einmal vor. Diesen Duft, der nach Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, Militärführer, Stratege, Sieger über Napoleon bei der Schlacht von Waterloo und Premierminister Englands benannt ist, haben bereits Staatsmänner und Könige getragen. Ich weiss, ich oute mich hier gerade als absoluten Nostalgiker. Aber sind sie nicht schön und wertvoll diese „alten“ Dinge? Wie oft haben wir uns alle über Dinge der Neuzeit geärgert? Über Wellington werde ich mich nie ärgern müssen.
Das Flakon ist aus geätztem Glas, matt, sehr wertig und mit der Krone des Hoflieferanten aus Messing versehen. Schraubt man die Krone ab erscheint ein Splasher. Also nicht sparsam die Flüssigkeit in die hohle Hand splashen und grosszügig überall dort applizieren, wo man mag, dann sollte einer langanhaltenden Beduftung nichts im Weg stehen.
Ein Duft wie Wellington von Geo.F. Trumper ist zwar uralt, aber nicht altbacken – ganz im Gegenteil. Na, neugierig geworden? Schön, dass ihr bis hierher mitgelesen habt.
Watch this: http://www.youtube.com/watch?v=LsK5MoJZ75M
Nachtrag vom 14.03.12
Ich habe heute Abend den Direktvergleich zwischen Penhaligon’s Blenheim Bouquet und Wellington gemacht.
Blenheim Bouquet ist von Beginn an in der Kopfnote von agrumenreichem Duft, für mich ein wenig zu aufdringlich zitrisch, wenn auch nicht negativ.
Nach etwa zwei Stunden sind die Düfte in etwa dieselben wobei, für meine Nase, Wellington eben zur Zurückhaltung neigt, während Blenheim Bouquet sich immer noch stark in den Vordergrund drängt.
Ich persönlich komme erneut zum Fazit: Ich mag die Zurückhaltung mehr als das Prahlerische.
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