2012 reifte in mir die Idee, mir ein Rasiermesser nach meinen eigenen Vorstellungen bauen zu lassen. Rasch wusste ich, wen ich damit beauftragen wollte. Ulrik Beyer aka Koraat Kento, ein junger österreicher Messerschmied sollte es sein. Seine Messer haben das „gewisse Etwas“ in Formgebung und Qualität. Sie stechen aus dem einheitlichen Erscheinungsbild auffallend hervor.
Erst war ich der Meinung, dass ich von Ulrik lediglich eine Klinge haben möchte und die Schalen dann selber mache. Aber der Reihe nach.
Also habe ich mich mit ihm in Verbindung gesetzt, das war Mitte September 2012. Ich konnte meine Ideen einbringen, war aber auch offen für seine Vorstellungen, denn, er ist der Fachmann. Ich musste auf Grund von verschiedenen Unwägbarkeiten längere Wartezeiten in Kauf nehmen, was ich in anbetracht des zu erwartenden Resultats nicht negativ empfand. Eine Schwangerschaft dauert auch seine Zeit – also war ich jetzt mit meinem Rasiermesser schwanger.
Am 22. März 2013 war es dann soweit, dass Ulrik mir Beschied gab, dass der San Mai Aufbau der Klinge nun fertig sei. Die Klinge ist aus einem 80 Lagen Damaststahl, den Ulrik selber hergestellt hat, und einem Kern aus Manganstahl entstanden. Der Damast wurde quer zusammengefaltet und dazwischen wurde der Manganstahlkern eingefügt, wie der Schinken zwischen zwei Brötchenhälften. Der Damast ist für die Schönheit verantwortlich, der Manganstahl wird später die schneidende Komponente sein, an die der Schliff gemacht wird.
Schon bald war klar, dass ich die Schalen nicht selber machen will und ich fragte Ulrik an, wieviel ein ganzes Messer kosten würde. Da ich mir für die Klinge ein schönes Kostendach gegeben hatte, waren wir uns rasch einig. Nach dem Motto „willst du was, dann gib was“, konnten wir uns finden. Aber woraus sollen die Schalen gemacht werden? Wüsteneisenholz, Cocobolo, Zebrano, Rosenholz, oder doch etwas anderes? Rasch entschied ich mich für Kamelknochen.
Dann kam das Filework, das überliess ich nach einigen Mails hin und her dem Künstler.
Immer wieder hatten wir guten, schriftlichen Kontakt miteinander, in dem wir Details klärten. Wie soll die Klinge denn nun eigentlich aussehen? Wie verhält sich Damast bei Rasiermessern? Und weitere mehr oder minder intelligente Fragen meinerseits wurden von Ulrik gewissenhaft beantwortet. Eine Mail habe ich gefunden, die hatte 10 Ebenen von Anfrage und Antworten. Eine Antwort habe ich gefunden und die will ich euch nicht vorenthalten:
„Hallo Mike,
Es gibt keine dummen Fragen
Eine lächelnde Klinge ist etwas anspruchsvoller beim Schärfen, da man immer einen leichten Bogen beschreiben muss, gleiches gilt auch, beim Ledern. Da gewöhnt man sich aber sehr schnell dran.
Der Stahlmix ist nach dem Verschweißen ein massiver Block Stahl, der verhält sich genauso wie jedes andere Rasiermesser. Heißt es rostet fröhlich vor sich hin wenn man es feucht liegen lässt und zerbricht womöglich wenn man es fallen lässt, aber lösen wird sich da nie etwas“.
Ich wollte unbedingt das Logo auf dem Messer auch in zugeklapptem Zustand sehen. Um dies zu erreichen, musste Ulrik eine Aussparung in eine der Griffschalen schleifen. So einige meiner Sonderwünsche waren umsetzbar und das freute mich natürlich riesig.
Alles in Allem ist es eines der schönsten Rasiermesser geworden, das ich je gesehen habe und ich freue mich, dass Ulrik Beyer nach wie vor Rasiermesser herstellt, nun sogar in Kleinserien in denen ebenfalls Kundenwünsche berücksichtig werden können.
Die Zusammenarbeit mit Ulrik war zu jeder Zeit sehr entspannt. Er ist ein sehr freundlicher Mensch und ein begnadeter und inspirierter Künstler. Obwohl er wahrscheinlich ein-, zweimal den Kopf geschüttelt hat ob meiner Sonderwünsche, hat er es mich nie spüren lassen. Es war sehr angenehm.
Nun noch ein kleiner Exkurs zur Namensgebung. Als ich das Messer endlich das erste Mal in Händen hielt, traf es mich wie ein Blitz. Das Messer musste einen Namen erhalten. 15/16″ Breite und 122 Gramm Schärfe müssen entsprechend gewürdigt werden. Irgendwie verschmolz Koraat Kento zu Kendo zu Samurai und mir fiel das Hagakure ein, eines meiner Lieblingsbücher, das als Bibel der Samurai gegolten hat und noch gilt. Das Buch enthält Erzählungen und Lehren des Tsunetomo Yamamoto (1659-1719). Er war ein Gefolgsmann mittleren Ranges der Nabeshima Fürsten von Hizen. Soviel zum Hagakure und meinen Gedanken beim Rasieren. Ich habe mein Messer „Hatamoto“ getauft, was soviel bedeutet wie: Bannerleute. Diese Bannerleute waren direkte Vasallen des Shogun, Beamtete mit Audienzrecht beim Fürsten. So entstand der Name „Hatamoto“ für mein schönes Rasiermesser.
Aber nun von der Idee zum fertigen Rasiermesser in Bildern, mit freundlicher Genehmigung von Ulrik Beyer, der das Copyright an den meisten Bildern hält. Viel Spass und danke, dass ihr bis hierher gelesen habt.