Dies hier ist ein interessanter Gastbeitrag von Rainer Häusgen, den er am 14. Oktober 2014 in unserer Facebookgruppe eingestellt hat. Ich habe ihn gefragt, ob er sich einverstanden erklären könnte, dass ich ihn euch hier zur Verfügung stelle.
Er hat nichts dagegen und somit – viel Spass.
Im Folgenden geht es eher um eine Anschaffungs-Beratung zu Schleifsteinen, als um ein Technik-Seminar zum Schleifen von Rasiermessern:
Es geht ja des Öfteren mal sehr hochprofessionell um das Schleifen und Abziehen von Rasiermessern, insbesondere auf teuren erlesenen Natursteinen wie Belgische Brocken, Thüringer Wassersteine oder japanische Naniwas (Anm. Mike Riesen. Die Naniwas sind Keramik- also Kunststeine).
Anfängern der Messerrasur ist dieses Thema oft suspekt, weil anscheinend sehr teuer und auch sehr davon abhängig, wie viel Fachwissen man über Steine hat.
Also wird von der Anschaffung von Steinen überhaupt abgesehen und man sucht sich jemanden, der das RM-Schleifen (anscheinend) professionell beherrscht und zahlt entweder dafür teures Geld oder bekommt oft sein RM in schlimmerem Zustand wieder, als man es abgegeben hat.
Heute wollte ich (insbesondere mir selbst) mal beweisen, daß es auch ganz preiswert und einfach geht, ein bedürftiges Messer rasurscharf zu bekommen. Dazu musste ein kürzlich im erbarmungswürdigen Zustand aus Holland erworbenes Henkel&Müller MACERO Solingen #7 mit einer hohlgeschliffenen 6/8″ Rundkopf-Klinge herhalten, welches zwar bereits gereinigt und aufgearbeitet, aber bei weitem noch nicht rasurscharf war.
Als Steinauswahl stellte ich mir passend zum Rasiermesser vier zeitgemäß handelsübliche Industriesteine und einen traditionellen Stossriemen mit einem jeweiligen Anschaffungswert um 20-30 Euro / Stück zur Verfügung. Für diese geringen Kosten kann man ein RM gerade mal 4-5 x Schleifen lassen (Anm. von Mike Riesen: Das reicht in der Schweiz gerade einmal für eine Runde Schärfen).
Diese preiswerten Steine werden aus Natursteinpulvern und Korund- bzw. Metalloxyd-Schleifmitteln zu einem homogenen Gemisch vermengt und verpresst. Dies garantiert eine gleichmäßige Schleifwirkung und gleichmäßigen Verschleiss über die gesamte Fläche des Steines, was bei Natursteinen wegen verschiedenster Einschlüsse und Durchwachsungen nicht immer gegeben ist.
Die Wate (Schneide) wurde anfangs auf einem Lapport GLORIA Abziehstein angesetzt, auf dem eigentlich Gebrauchsmesser fertig abgezogen werden, zum Abziehen von RM ist er aber noch viel zu grob. Danach ging es auf einen kleineren aber feineren Lapport INDIGA Oelstein, um die Sägerauhigkeit der angesetzten Wate zu glätten. Dieser Stein wird bei mir nur ab und zu mal mit wenig Ballistol oder Schleiföl benetzt, um an der Oberfläche eine sanfte Abrieb-Gleitschicht zu erzeugen.
Darauf folgend kam ein noch feinerer CARBORUNDUM #500 Ölschieferstein zum Einsatz, der diese vorgenannten Eigenschaft schon selbst mitbringt, damit wurde der Vorschliff nochmals glatter gezogen.
Den Glanzschliff erhielt die Klinge dann auf einem kleinen, sehr harten BARBER BOSS, einem RM-Abziehstein, den man trocken oder mit wenig Wasser benetzt verwendet. Als RAZOR HONE gibt es diese Steine in vielen Hersteller- und Händler-Varianten. Zum Schluss ging es über den alten und von Abrieb und ganz wenig Streichriemenpaste schön speckigen Stossriemen und schon nach je 20-30 Diagonalhüben in beide Richtungen flogen die Unterarmhaare beim Test ohne Reizwirkung auf die trockene Haut nur so davon.
Wie schon anfangs erklärt, spare ich mir hier ermüdende Beschreibungen von Schleiftechniken, Schleifwinkeln, Abklebetechniken etc., das haben schon viele vor mir beschrieben. Ich will hier einfach nur mal auch unbedarfte Anfänger dazu ermuntern, sich das Schleifen und Abziehen von RM auch mit einfachsten Mitteln anzueignen.