Es gibt soviele unterschiedliche Messerarten, die zur Rasur verwendet werden. In unserem Kulturkreis hält das klappbare Rasiermesser wahrscheinlich den Hauptanteil. Es besteht zumeist aus einer scharfen Klinge und zwei Schalen, in denen die Klinge in zusammengeklapptem Zustand ruht und die die Klinge vor Beschädigung schützen.
Die von uns verwendeten klappbaren Messer unterscheiden sich in der Hauptsache durch Breite der Klinge, Form der Klinge und vor allem in der Form des Klingenkopfs.
Auf die verschiedenen Arten gehe ich im Beitrag über die Rasiermesser näher ein.
Die Art und Weise der Vorbereitung bei der Rasur mit dem Messer unterscheidet sich in lediglich einem Punkt von derjenigen mit dem Rasierhobel, nämlich der Vorbereitung des Messers durch das Abledern. Auch darauf gehe ich in einem separaten Bericht ein.
Nun gut, wirst du sagen lieber Leser, dann kann das ja nicht so schwierig sein, vor allem, wenn du schon Erfahrung in der Rasur mit dem Hobel mitbringst. Nun gut, sage ich, weit gefehlt.
Die Rasur mit dem Rasiermesser ist zu vergleichen mit einem Kampf. Es ist einerseits ein innerer Kampf, eine Herausforderung mit sich selbst. Dann ist es ein Kampf mit der Fertigkeit, an der man ständig arbeitet, sie verfeinert, perfektioniert und wenn man sich allzu sicher ist – schlägt die Klinge zu. Ein Rasiermesser verzeiht noch weniger als eine Klinge, in einen Rasierhobel eingespannt, Fehler, Fehlmanipulation oder Unaufmerksamkeit. Die Klinge eines Rasiermessers will einerseits geführt werden und andererseits respektiert sein. Wenn du das erst einmal verinnerlicht hast, wirst du dich zufriedenstellend rasieren können. Dann wirst du dir ein zweites Messer kaufen, oder eines geschenkt bekommen (weil du alle in deiner Umgebung halb verrückt gemacht hast mit deinem Spleen) und alles geht von vorne los. Das Messer ist schmaler, breiter oder hat einen anderen Kopf, die Klilnge ist schwerer, es ist anders ausbalanciert. Du siehst lieber Leser, das Ganze wird jetzt fast philosophisch. Das alles soll dich aber nicht davon abhalten, dir die beste Rasur zu gönnen, die ein Mann sich angedeihen lassen kann, denn es ist trotzallem kein Hexenwerk. Fertigkeiten kann man erlernen.
Berücksichtigend, dass jedes Gesicht anders ist (wenigstens vorher), will ich hier kurz skizzieren, wie ich und mit mir viele andere sich mit dem Rasiermesser rasieren.
Du hast dich in die Materie eingelesen, kennst alle Teile und Begriffe, die ein Rasiermesser beschreiben.
Alle Vorbereitungshandlungen sind gemacht, das Gesicht ist mit Rasierschaum belegt, du schaust dich noch einmal im Spiegel an und fasst ein letztes Mal den Entschluss, dich mit dem Messer zu rasieren. Gut, dann los.
Wie nimmst du nun das Rasiermesser in die Hand? Du klappst die Klinge auf und wenn du Rechtshänder bist legst du die Klinge mit dem Rücken auf die nach oben ausgestreckte Hand (Daumen nach rechts weisend), Klingenschneide nach oben auf Zeige- und Mittelfinger. Die Angel, ruht auf dem Ringfinger, der Daumen fasst leicht auf die Erlfuhr und hält so das Messer fest. Je nach Grösse der Hand oder der Klinge wird die Klinge auch nur auf den Zeigefinger gelegt und somit liegt die Angel auf dem Mittelfinger.
Nun wird die Hand mit dem Messer gedreht, so dass die Klingenschneide nach unten weist (vgl. oben). Die Schneide wird unterhalb des Ohrs in einem ca. 30° Winkel ans Gesicht angelegt. Mit der anderen, freien Hand wird entweder unterhalb, aber besser oberhalb der Klinge die Haut gespannt und die Klinge sanft und ohne Druck nach unten (mit dem Bartstrich) gezogen. Dabei weisen die Messerschalen zwischen dem Mittel- und Ringfinger nach oben.Wenn nun die eine Gesichtshälfte und die eine Seite des Halses rasiert ist, ist eigentlich Zeit, sich die Schweissperlen von der Stirn zu wisschen. War es nicht der Wahnsinn, wie leicht ein scharfes Rasiermesser die Bartstoppeln kappt? Da kann doch jeder noch so gute Systemie einpacken – oder? Also, vor dem Preis hat der Herr den Schweiss gesetzt. Bevor du den Schweiss abwischt, wäschst du die Klinge, ohne sie irgendwo dagegen zu knallen, unter dem weichen Wasserstrahl ab und entfernst den Schaum mit den Bartstoppeln. Danach klappst du das Messer zusammen und so in die Schalen gebettet passiet der Klinge nichts und du kannst weiter hantieren. Neu Schaum auflegen, das Messer in die andere Hand nehmen und wieder aufklappen und die andere Gesichtshälfte auch noch rasieren. Wie du magst.
Wenn das geschafft ist, ist schon ein ganz guter Anfang gemacht und du kannst dich, nachdem du mit kaltem Wasser dein Gesicht gewaschen hast, im Spiegel betrachten. Kein Schnitt, lediglich ein kleiner Blutpunkt hie und da – super gemacht!
Nun ist natürlich noch einiges zu tun. Die Klinge will gesäubert, gut getrocknet und auch die Schalen wollen auf der Innenseite gut getrocknet werden. So kannst du das Messer ersteinmal zugeklappt zur Seite legen. Damit es vollständig trocknen kann. Etwas später solltest du die Klinge mit einem Öl einölen. Ich nehme dazu Kamelienöl, da dieses weder ätzende Wirkung auf den Stahl hat, noch hydrophil ist, d.h. es nimmt kein Wasser auf – also auch keine Luftfeuchtigkeit und ist somit gut für die Konservierung der Klinge geeignet.
Solltest du dich entschieden haben, bereits beim ersten Mal auch gegen den Strich rasieren zu wollen, dann geht das folgendermassen. Du greifst das Messer, bzw. die Klinge ein wenig anders als zuvor, die Klingenschneide ist nach oben gerichtet (vgl. unten).
Wie du siehst, wird die Klinge am Erl zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten. Damit erreichst du eine bessere Führung des Messers, da doch der Bart ziemlich hart sein kann.
So führst du die Klinge an den Hals und ziehst ebenfalls ohne zu drücken nach oben. So werden die Barthaare gegen den Strich abgeschnitten. Wenn du nun mit der einen oder anderen Messerhaltung noch quer zum Strich rasieren magst – bitte. Nicht vergessen immer Rasierschaum aufzulegen, bevor du mit der Klinge an die Haut gehst.
So erreichst du innerhalb von wenigen Wochen eine gute Routine und magst dich über kurz oder lang nicht mehr anders rasieren.