Austausch von Griffschalen

Ein Schweizer Rasuristo hatte ein Messer mit hellen Hornschalen bestellt, erhalten hatte er eines mit schwarzen Schalen.

Nach meinem Rat hat er sich mit dem Hersteller in Verbindung gesetzt und reklamiert. Ich bin der Meinung, dass Horn sehr wohl ein Naturprodukt ist, aber es dennoch helles und schwarzes Horn gibt. Wer helles bestellt, soll kein schwarzes bekommen.

Also die Reklamation war erfolgreich (mit Dank an den Hersteller) und in diesem Fall bot ich ihm an, dass ich seine Klinge umschalen würde, denn es hätte durchaus sein können, dass er im Fall der Rücksendung an den Fabrikanten nach Deutschland das Messer beim Wiedereintritt in die Schweiz noch einmal hätte versteuern und verzollen müssen.

So sah das aus, als das Messer hier bei mir ankam. Mit dabei waren ein paar Nieten und Unterlegscheiben.

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Erst ging es darum, die Klinge von den schwarzen Schalen zu trennen. Und zwar so, dass die Klinge keinen Schaden nimmt.

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Dazu wurde die Klinge mit Malerband an den Schalen befestigt.

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Um den Erlniet herum wurde mit Malerband abgeklebt, um die Schalen nicht zu verletzen.

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Dann wurde auf derjenigen Nietseite, die vernietet war, der Nietkopf abgefeilt. Maschinell hergestellte Niete haben einen bereits fertig ausgebildeten Nietkopf und eine Spitze auf der anderen Seite. Sie sehen aus wie kleine Nägel.

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Sobald der Nietkopf abgefeilt ist, man sieht das manchmal bereits an einem Ring innerhalb der Unterlegschiebe, kann der Niet mit einem Körner oder
einem Durchschlag ausgeschlagen werden. Dazu nehme ich einen Klotz aus Hartholz, hier Buche, in den ich ein Loch gebohrt habe. Holz deswegen, weil das die Schalen nicht beschädigt.

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Hier das Ergebnis nach einem leichten, beherzten Schlag auf den Körner.

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Mit einer Zange kann nun der Niet auf der gegenüberliegenden Seite leicht heraus gezogen werden.

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Die Klinge liegt frei und wird mit Malerband oder anderem Tape an der Schneidenseite geschützt. Sehr rasch ist beim Hantieren etwas passiert,
Das wollen wir verhindern. Ausserdem sinkt auch die Verletzungsgefahr sofort drastisch, denn die Rasiermesserklinge ist ja schliesslich scharf.

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Danach muss die Erlbohrung auf den neuen Schalen ausgemessen und angezeichnet werden. Ich nehme den Messschieber zu Hilfe. Mit einem
Filzstift mache ich einen Punkt und mit einer Stechahle steche ich leicht ins Horn, um die Stelle zu markieren, wo später das Loch gebohrt werden wird.

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Das Loch wird mit einem passenden Bohrer gemacht. An diesem Messer sind es 1,5 Millimeter. Da hilft, wenn man den Bohrer kurz durch die Bohrung an der alten Griffschale steckt. Geht er leicht durch, stimmt das Loch, hat er zuviel Spiel, war die Bohrung vielleicht 1,6 Millimeter. Oder man misst mit dem Messschieber den alten Niet.

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Die Schalen werden zusammengeklebt, damit sichergestellt ist, dass sie genau passend übereinander liegen.

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Das Loch wird gebohrt. Dazu nehme ich wieder meinen Buchenholzklotz zu Hilfe. Ja, angebohrtes Horn stinkt ein wenig nach alter Schmiede, wer von euch das aus seiner Kindheit noch kennt, wenn der Schmied den Pferden neue Eisen anlegt.

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Die allergrösste Fummelei war es, die obere Unterlegscheibe zwischen Klingenerl und obere Schale zu kriegen. Aber mit der verdankenswerten Mithilfe meiner Frau hat es doch noch gut und rasch geklappt. Man hat einfach nur zwei Hände.

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Auf einer Eisenplatte wird der Niet mit ein paar beherzten und gut gezielten Schlägen mit dem Kugelhammer fest gemacht.

Mit einer Kneifzange wird erst der Niet auf die richtige Länge gekürzt. Zu lang ist zu lang und zu kurz ist auch nicht vorteilhaft.
Das Mass der „richtigen Länge“ ist Erfahrungssache. Ich würde sagen, es muss ungefähr soviel überstehen, wie der Stift dick ist.
Mit einem ersten Schlag wird der Stift gestaucht. Jetzt kann er schon nicht mehr aus der Unterlegscheibe rutschen.

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Danach werden dosierte Schläge angebracht. Dazu wird der Hammer stets ein wenig schräg gehalten, damit der Niet nicht nur dumb auf den Kopf gehauen wird, sondern ein möglichst schöner, gleichmässiger Kopf gebildet werden kann. Auch das ist Übungssache.
Ich benutze gerne einen Kugelhammer. Der hat den Vorteil, dass rundum nur eine kleine Fläche auf den Niet niedersaust und ihn so formt. Ebenfalls ist da auch keine Fläche, die das Material der Schalen treffen könnte, wenn ein Schlag nicht so genau geführt würde, wie er sollte.

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Das Resultat sollte sich sehen lassen können.

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Das Messer ist fertig vernietet, die Klinge steht fest und klappt nicht von selbst zusammen, selbst wenn es auf der Angel aufliegt. So soll es sein.

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So sah das Messer mit den schwarzen Hornschalen aus. Schwarz ist schlicht und hat die Anmutung eines Werkzeugs.

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Also mit hellem Hemd ist das Messer eine Augenweide geworden. Mit hellen Hornschalen ist es nun ein richtiges Kleinod.

Danke dem Besitzer für sein Vertrauen.
Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt.

5 Kommentare zu “Austausch von Griffschalen

  1. Alex Föll sagt:

    Hallo, eine richtig gute Anleitung, wie’s geht! Respekt! Hab‘ das kürzlich mit einem Holz-Heft gemacht. Was soll ich sagen? An drei von vier möglichen Stellen (Bohrungen) ist es gesprungen…
    Nun bin ich aber angefixt u. hab‘ nochmal Holz bestellt. Allerdings ist die Quelle, die du hier angegeben hast (Revisor-Solingen) versiegt: Wegen Krankheit ist der Online-Shop geschlossen. Hast du evtl. noch eine andere Quelle für Nieten und Rosetten? Bin dringend auf der Suche…!!!

  2. Bill sagt:

    Hey hey,

    ich hab mir jetzt auch überlegt für eins meiner Messer die alten, doch recht gammeligen Griffschalen gegen eigene Griffschalen aus Holz zu tauschen.
    Wo bekommt man denn die Nieten, Hülsen und U-Scheiben her?
    Habe jetzt nur mal schnell gegooglet aber nix gescheites gefunden…

    Grüße
    Bill

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